Das Professional and Government Affairs (PGA) Committee der International Federation of Air Line Pilots' Associations (IFALPA) und die Industrial Working Group der European Cockpit Association (ECA) sind die größten tarifpolitischen Gremien von Cockpitbesatzungen auf internationaler Ebene. Hier können alle Mitgliedsverbände Vertreter entsenden, wobei die Zahl der aktiven Teilnehmer in diesen Gremien insgesamt wie auch die Anzahl der Repräsentanten der einzelnen Verbände divergieren kann. Die VC nimmt in der Regel mit zwei, drei Teilnehmern an den tarifpolitischen Sitzungen der IFALPA und ECA teil. Zum Aufbau von vertrauensvollen transnationalen Arbeitsbeziehungen erscheint eine personelle Kontinuität geeigneter als eine möglichst große Delegation. Die Sitzungen finden im Falle der ECA zweimal und im Falle der IFALPA einmal im Jahr statt, bei Bedarf auch häufiger. Zudem besteht mit der Strategic Planning Group (SPG) innerhalb des IFALPA PGA Committees eine zehnköpfige Gruppe, die als eine Art „think tank“ fungiert. In der SPG – der mit Jim Phillips ein langjähriges VC-Vorstandsmitglied und der aktuelle Chairman der ECA Industrial Working Group angehört – entstehen Projekte und Ideen, die anschließend den Mitgliedern des PGA Committees vorgestellt werden und an denen ggfls. weitergearbeitet wird. Die SPG kann als kleines Gremium auch kurzfristig auf Situationen reagieren, wie beispielsweise im Fall der Streiks bei Avianca, als eine SPG-Delegation entsandt wurde, um die Kolleginnen und Kollegen des kolumbianischen Pilotenverbandes ACDAC zu unterstützen.
Über die IFALPA ist die VC auch im Air Transport Regulation Panel (ATRP) vertreten. Das ATRP ist ein von der International Civil Aviation Organization (ICAO) ins Leben gerufene Gremium, das sich mit dem Umgang von länderübergreifenden Abkommen zur Liberalisierung der Luftfahrtindustrie beschäftigt.
Für viele Mitglieder des PGA Committees und der ECA Industrial Working Group besteht die Möglichkeit zu einem Wiedersehen im Rahmen der jeweils im Frühjahr stattfindenden IFALPA Conference bzw. der zweimal jährlich stattfindenden ECA Conference. Das PGA Committee der IFALPA hält seine jeweils zwei- bis dreitägigen Sitzungen an verschiedenen Orten ab, wobei versucht wird, alle Kontinente als Sitzungsorte zu berücksichtigen. Die zweitägigen Sitzungen der Industrial Working Group der ECA finden grundsätzlich in deren Geschäftsstelle in Brüssel statt, wobei immer mal wieder Sitzungen in Länder ressourcenschwächerer Mitgliedsverbände „ausgelagert“ werden, um als Dachorganisation aller europäischen Pilotenverbände auch hier Präsenz zu zeigen.
Immer wieder stellen wir als Interessenvertretung der Cockpitbesatzungen fest, dass die Entscheidungen von Fluggesellschaften, Arbeitsplätze ins Ausland zu verschieben, selten zu verhindern sind. Dies liegt vor allem an der Rechtslage in Europa, denn das Tarifrecht wird maßgeblich von den nationalen Regierungen und Gerichten bestimmt und endet in aller Regel an der jeweiligen Landesgrenze. Jedoch geben die jüngeren Beispiele bei easyJet und Ryanair Anlass zur Hoffnung, dass durch einen intensiven und von der ECA koordinierten Austausch zwischen den in verschiedenen Mitgliedsverbänden organisierten und europaweit stationierten Cockpitmitarbeitern einer Airline Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erzielt werden können. In diesen transnational konzipierten so genannten Pilots‘ Groups ist natürlich auch die VC aktiv. Gleichwohl sich die Zusammenarbeit in den Pilots‘ Groups – trotz manch eines bleibenden nationalen Interesses – zunehmend effektiver gestaltet, bleibt es als Aufgabe der ECA unerlässlich, die Politik getreu dem Motto „steter Tropfen höhlt den Stein“ von der Notwendigkeit länderübergreifender Regelungen zu überzeugen, die es Pilotinnen und Piloten ermöglicht, ihre Interessen gegenüber transnational aufgestellten Arbeitgebern wirkungsvoller als bislang zu vertreten.
Neben dem IFALPA PGA Committee, der ECA Industrial Working Group und den Pilots‘ Groups bei DHL Europe, easyjet, Ryanair, Tuifly und Condor mischt die VC auch noch in der ASAP, bei dem Eurobench-Meeting und dem DACH-I-Meeting mit.
ASAP steht für Association of Star Alliance Pilots und ist ein Zusammenschluss von Pilotinnen und Piloten der Fluggesellschaften, die Mitglied in der Star Alliance sind. Hierzu gehört als Gründungsmitglied auch die Lufthansa, deren tarifpolitische Entwicklung auf internationaler Ebene stets besondere Beachtung findet. Die Mitglieder der ASAP treffen sich in der Regel einmal im Jahr zu einer ordentlichen Sitzung sowie häufig noch am Rande der IFALPA Conference.
Eines der wenigen Gremien, bei dem es vorrangig um das vertragliche Klein-Klein der Tarifpolitik geht, ist das einmal im Jahr stattfindende Eurobench-Meeting. Hier treffen sich Vertreter der britischen BALPA, französischen SNPL, niederländischen VNV, schweizerischen AEROPERS, spanischen SEPLA sowie der VC und vergleichen Vergütungs- und Arbeitsbedingungen. Die dort gewonnenen Erkenntnisse haben sich schon als hilfreich erwiesen, beispielsweise wenn in Tarifverhandlungen die arbeitgeberseitige Behauptung, der Legacy Carrier XY sei bei-was-auch-immer viel billiger und diese Kostenstruktur bräuchte man auch, postwendend als falsch widerlegt werden konnte.
Last but not least nimmt die VC alle zwei Monate am DACH-I-Meeting teil, dem Industrial Meeting der in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätigen Pilotinnen und Piloten der Lufthansa Group. Der Titel dieses Meetings ist jedoch nicht mehr ganz zutreffend, da der Teilnehmerkreis auf die Cockpit-Kolleginnen und -Kollegen erweitert wurde, die bei einer Lufthansa Group Airline in Belgien, Italien und Spanien beschäftigt sind. Konkret tauschen sich beim DACH-I-Meeting Pilotenvertreter der AirDolomiti, Austrian Airlines, Brussels, Edelweiss, Eurowings Deutschland und Eurowings Europe, Germanwings, Lufthansa, Lufthansa Cargo, Lufthansa CityLine und Swiss aus.
Alle die vorstehend genannten internationalen Gremien dienen vorrangig dem Austausch von Informationen, Erfahrungen und Sichtweisen. In den Sitzungen werden tarifpolitische und -vertragliche, aber auch relevante wirtschaftliche und rechtliche oder sonstige erwähnenswerte Entwicklungen im Mitgliedsverband oder der jeweiligen Airline berichtet und ggfls. diskutiert. Zudem stehen in den Sitzungen in der Regel zwei, drei Themen auf der Agenda, die ausführlicher besprochen werden und die von allgemeiner Bedeutung sind (beispielsweise Advocacy, Interoperability, Single Pilot Operation, Atypical Employment, Social Agenda for Aviation, Maximum Licence Age, Loss of Licence). Auch lassen sich am Rande solcher Zusammenkünfte – gelegentlich mit einem kühlen Getränk in der Hand – bilateral Detailfragen klären.
Sollten zwischen zwei Gremiumssitzungen mal Fragen aufkommen, dauert es nie lange, bis man die gewünschten Informationen per Telefon und / oder Mail aus einem anderen Land erhält.