Mitgliedermagazin der Vereinigung Cockpit

„Train the Trainer & Assessing the Trainee“

Forschungsnetzwerk für Verkehrspilotenausbildung e.V.: Bericht vom 24. Jahressymposium 2022

19.09.2022 Flight Safety von Christoph Plate, AG Qualification and Training

Das Forschungsnetzwerk für Verkehrspilotenausbildung (FHP), gegründet im Jahr 1996 als „Forschungsprojekt Hochschulausbildung für Piloten“ durch Prof. Dr. Gerhard Faber an der TU Darmstadt, ist heute Interessengemeinschaft und Arbeitskreis zur Förderung der Sicherheit im Luftverkehr und beschäftigt sich mit der Ausbildung von Verkehrsflugzeugführern in Deutschland.

Vom 1. bis 3. September trafen sich die Mitglieder zum diesjährigen Symposium auf Juist. Die dortige Jugendbildungsstätte auf dem Gelände des Inselflugplatzes (jubi-juist.de) bot ideale Voraussetzungen für einen intensiven Austausch in attraktiver Umgebung, inklusive der von vielen Teilnehmenden genutzten Möglichkeit zur Anreise mit dem Kleinflugzeug.   

Mit im Gepäck waren Beiträge und Statements zum Thema „Train the Trainer & Assessing the Trainee“, d.h. zu Qualifikationsmerkmalen, Trainingsmethoden, zur Auswahl und Standardisierung von Ausbildern. Eine Stärke des FHP ist die interdisziplinäre Zusammensetzung mit Expertinnen und Experten aus der Luftfahrt, Psychologie, Medizin und Wissenschaft. Daher gab es facettenreiche Vorträge zu diesen Themen. Im Folgenden einige Beispiele:

Thomas Leoff, Vorsitzender der IAAPS (International Association of Aviation Personnel Schools), beschrieb die Sichtweise der Trainingsindustrie.

Er arbeitet aktuell als Technical Advisor an verschiedenen EASA Rulemaking Tasks (RMT) mit und berichtete u.a. von den Fortschritten der RMT.0196 „Update of flight simulation training devices requirements“ und RMT.0194 „Modernization and simplification of the European pilot licensing and training system and improvement of the supply of competent flight instructors.“ So besteht seitens der Training-Provider der Wunsch nach flexibleren Möglichkeiten zur Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben, was bspw. durch weniger detaillierte Verordnungen (hard law) und mehr AMCs (Acceptable Means of Compliance – soft law) erreicht werden könnte. Seiner Meinung nach sollten Trainingsorganisationen, die ja unter laufender behördlicher Aufsicht stehen, selbstständig individuell geeignete Trainingsprogramme auflegen können, ohne dass es jeweils einer Einzelgenehmigung bedarf.

Dr. Silke Darlington berichtete in ihrem Vortrag über Andragogik (Erwachsenenlernen) und wie man sich in Großbritannien beim Aufbau einer neuen MedSchool (Ausbildungsstätte für Ärztinnen und Ärzte) um ein modernes Ausbildungssystem bemüht hat.

Statt traditionellen Lehrsaal-Vorlesungen, bei denen eher die Dozenten im Mittelpunkt stehen, die den Stoff über die Studenten und Studentinnen ausbreiten und bei ihnen womöglich Lernstress erzeugen (auswendig lernen, Prüfungsangst), hat man einen Facilitator etabliert, der dazu anleitet, sich im gesetzten Rahmen selbst Wissen anzueignen. Ein Feedback-System begleitet die Ausbildung. Die Studenten und Studentinnen bekommen regelmäßig ihren Lernfortschritt und den Leistungsstand im Vergleich zu anderen gespiegelt. In diesem formalisierten Prozess müssen positive Bewertungen gesammelt werden, ohne die eine spätere Zulassung zu den Abschlussprüfungen nicht möglich ist.
Durch das Feedback werden auch die individuellen persönlichen Kompetenzen deutlich, die für die verschiedenen Fachgebiete innerhalb der Medizin Bedeutung haben. Womit die Wahl einer späteren Spezialisierung erleichtert wird.

Manfred Müller, ehemaliger Safety-Pilot der Lufthansa erläuterte einige Erkenntnisse für die Trainerausbildung aus der bei Lufthansa durchgeführten SaMSys-Studie (vgl. u.a. https://www.ff.tu-berlin.de/menue/forschung/projektarchiv/samsys0/). Anhand der Übungseinheit Seitenwindlandungen im Flugsimulator beschrieb er den Lernzyklus, welcher den Trainee vom Beherrschen einfacher konstanten Bedingungen hin zu variablen, schwierigen Bedingungen bringt. Die das Training anleitende Person führt dabei einen Analyse- und Korrekturzyklus durch, welcher den Lernerfolg möglichst positiv begleiten soll. 

Bestandteile des Zyklus‘ sind Fehlerbeobachtung, Fehleranalyse, Ursachenbeschreibung, Lösungsbeschreibung sowie das Anweisen von Korrekturen und Wiederholungen. Idealerweise wird aber nicht nur mit bloßen Fehlerbeschreibungen kommentiert („der Break war zu hoch“ = negative Formulierung), sondern mit konkreten Anweisungen zur Verbesserung unterstützt („warte mit dem Break bis unter 40ft“ = positive Formulierung).

Voraussetzung für ein erfolgreiches Training ist auch eine gute Vorbereitung der Trainees. Wenn erkannt wird, dass das Lernziel aktuell nicht erreichbar ist, sollte die Übung abgebrochen und die Vorbereitung darauf zunächst intensiviert werden. Nur durch die gemeinsame Anstrengung von Trainer und Trainee wird das Training wirklich gut.

Rob Akron referierte über das Advanced UPRT-Training für Fluglehrerinnen und -lehrer.
Ein Aspekt dabei ist die Nutzung einer Schulmaschine mit großzügigen Acrobatic-Eigenschaften, bspw. einer Extra 300. Eine solche Maschine verfügt über Sicherheitsmargen, welche über den für das Training geforderten Rahmen hinaus gehen. Das erlaubt zunächst, Fehler zuzulassen, woraus das angehende Fluglehrerpersonal Erkenntnisse ziehen kann. Auch größere g-Belastungen können erfahren werden. Nach Beschreibung von Rob können sogar Surprise & Startle-Situationen herbeigeführt werden, so dass diese Art von UPRT-Training als Human Factors-Training anzusehen ist – in Ergänzung zu einer reinen Verfahrensschulung.

Neben weiteren Vorträgen und Diskussionen trugen auch die VC-Aktiven Axel Graumann (QUAT) und Max Scheck (QUAT, UAS+) mit ihren Berichten zur Auswahl von Trainings- und Prüfungspersonal bei Lufthansa, bzw. zum ICAO Pilot Training and Licensing Panel, zum Erfolg des Symposiums bei. Ich selbst berichtete vom Boeing-Ausbildungsprogramm für die B737-MAX im Zusammenhang mit der Rezertifizierung dieses Flugzeugtyps.

Das Symposium schloss mit der Mitgliederversammlung des FHP ab. Der Verein steht Aktiven und Interessierten aus dem Bereich Luftfahrt und Ausbildung zum Beitritt und zur aktiven Mitgestaltung offen.

Informationen, auch über weitere Veranstaltungen, sind auf der Webpräsenz zu finden: fhp-aviation.de