Die Tariftagung 2022 in Wiesbaden vom 29. bis 30. September hatte in diesem Jahr ihren Fokus darauf gerichtet, Impulse von innen und außen zu verknüpfen. Tarifkommissionen, Vorstandsmitglieder, Tarifabteilung sowie Gäste aus befreundeten Verbänden und Wirtschaft diskutierten über aktuelle tarifpolitischen Herausforderungen.
Die diesjährige Tariftagung war gekennzeichnet von einem besonders abwechslungsreichen Programm, hochspannenden Diskussionen und interessanten Gästen. Der Fokus lag auf der Verknüpfung von Inputs nach innen und außen: Mit vielen Partnern in Verbänden und der Wirtschaft haben wir über die drängenden Fragen unserer Zeit gesprochen und dabei immer wieder Zeit für interne Diskussionen in die Tagesordnung eingebaut, damit die Anregungen nicht verpuffen und wir als Tarifpolitik des Verbandes auch Chancen zur Weiterentwicklung nutzbar machen können. Die ca. 60 Tagungsteilnehmer setzten sich zusammen aus Vertretern der Tarifkommissionen, des Vorstandes und der Tarifabteilung. Auch Vertreter des Beirats und von befreundeten Verbänden durften wir begrüßen.
Der Donnerstagvormittag stand im Zeichen einer ausführlichen, aber auch kritischen Betrachtung der jüngsten tarifpolitischen Entwicklungen in unserem Verband. Woher kommt der Wille zur Veränderung? Wo sind die Hindernisse? Welche Anstrengungen wurden schon unternommen und sind wir überhaupt schnell genug? Nach zwei Impulsvorträgen von Stefan Herth (Präsident) und Marcel Gröls (Vorsitzender Tarifpolitik) waren das die Fragen, die wir uns vorgelegt haben.
Noch einmal kurz den Stuhl zurechtrücken: Letzte Vorbereitungen für die Podiumsdiskussion am 2. Tag. Links Ralf Teckentrup, CEO Condor und rechts Michael Niggemann, Arbeitsdirektor Lufthansa Group. / © Vereinigung Cockpit
Mit diesen frischen Eindrücken im Gepäck ging es dann Donnerstag nach dem Mittagessen in die erste Podiumsdiskussion. Stefan Herth und Marcel Gröls durften auf der Bühne spannende Gäste willkommen heißen. Thema waren die vielfältigen organisationalen Herausforderungen von Berufsgewerkschaften. Claus Weselsky, Chef der Bahngewerkschaft GDL, berichtete zum Beispiel von den Herausforderungen, die ein Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn für die sehr kritische mediale Berichterstattung mit sich bringt. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Marburger Bundes, Christian Twardy, führte uns die besonderen Herausforderungen im Gesundheitswesen vor Augen. Wo er als Verhandlungsführer mit zehntausenden Ärzten in den Arbeitskampf zieht, stellen sich zum Beispiel immer auch rechtliche Fragen für die Streikfähigkeit. Der im Vorstand des Deutschen Beamtenbundes für das Tarifgeschäft zuständige Volker Geyer konnte von besonderen Erfahrungen an der Schnittstelle zum öffentlichen Dienst berichten. Von ihm aus erster Hand etwas über die Strukturen in unserem neuen Dachverband zu erfahren, war für die Tagungsteilnehmer hochinteressant.
Es wird niemanden wundern, dass der Donnerstagnachmittag nach derart reichhaltigem Input dann von vielen angeregten Gesprächen und Diskussionen geprägt war, die von den Konferenzteilnehmern noch bis tief in die Nacht fortgeführt wurden.
Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zur Tariftagung nach Wiesbaden gekommen.
Freitagvormittag ging es um 09:00 Uhr gleich spannend weiter: Mit Holger Dahl war einer der etabliertesten und gefragtesten Mediatoren Deutschlands zu Gast. In einem unterhaltsamen Impulsvortrag sprachen wir über Herausforderungen des Verhandlungsmanagements und es dauerte nicht lange, da hatte sich ein lebhafter Austausch zwischen dem Top-Mediator und den Tagungsteilnehmern entsponnen. Was sind die Herausforderungen an ein modernes Konfliktlösungsmanagement in unserer Branche? Was heißt es für Verhandlungen, wenn man seinen Verhandlungspartner ohnehin nicht einfach austauschen kann, wie das in der Tarifpolitik eben so ist? Mit diesen und anderen Fragen hätten wir mit Leichtigkeit den Tag füllen können - doch das Programm war auch am zweiten Tag randvoll mit weiteren wichtigen Themen belegt.
Pausengespräche sind wichtiger als man glaubt. Von links nach rechts: Dominik Bärenzung, Sprecher Condor TK, Holger Dahl, Mediator, und Stefan Herth im Gespräch vertieft. / © Vereinigung Cockpit
Am Nachmittag hatten wir mit Michael Niggemann (Vorstand Personal Lufthansa AG) und Ralf Teckentrup (CEO Condor GmbH) erneut eine angeregte Podiumsdiskussion. Was heißt Sozialpartnerschaft im Jahr Eins nach der Krise? Gibt es sowas noch, oder ist das in Wahrheit eine überkommene Floskel aus einer anderen Zeit? In respektvoller aber offener Atmosphäre haben wir unsere Standpunkte ausgetauscht und dabei natürlich auch viele Gemeinsamkeiten gefunden. So sehr man sich auch am Tariftisch streitet - gemeinsame strategische Interessen hat man zum Beispiel gegenüber der Politik, national wie international. Einig waren sich alle Konferenzteilnehmer, dass die Tariftagungen nach der coronabedingten Zwangspause nun wieder regelmäßig stattfinden müssen. Zu essentiell ist der Austausch nach innen und außen, als dass er unterbleiben kann.
