Mitgliedermagazin der Vereinigung Cockpit

Reduced Crew Operations sind Gefahr für die Sicherheit

VC-Präsident Stefan Herth und ECA Technical Affairs Director Tanja Harter beim Schweizer Aviatik Symposium zum Thema "Reduced Crew Operations: Fortschritt oder gefährliche Entwicklung?"

06.11.2023 Vorstand von Hendrik Rybicki, Referent Politik und Kommunikation

© AEROPERS

  • Reduced Crew Operations gefährden bei aktuell und absehbar verfügbarer Technik unser hohes Level an Flugsicherheit.
  • Der über Jahrzehnte bewährte Betrieb mit mindestens zwei Pilotinnen oder Piloten im Flight Deck ist ein unverzichtbarer Teil der Sicherheitsarchitektur in der Zivilluftfahrt.

Kurz zusammengefasst sind diese beiden Punkte der Kern des Themas Reduced Crew Operations aus Pilotensicht. Diese wurde bei der Podiumsdiskussion des Schweizer Aviatik Symposiums hervorragend von Tanja Harter, ECA Technical Affairs Director und VC-Mitglied, vertreten. Auch VC-Präsident Stefan Herth war vor Ort, um mit verschiedensten Vertretern der Branche die neuesten Entwicklungen zu diskutieren und die Cockpit-Perspektive in den Diskurs einzubringen.

Stefan Herth schrieb zu der Veranstaltung auf LinkedIn:

Seit jeher gilt in der Luftfahrt, dass neue Technik dafür genutzt wird, das Fliegen sicherer zu machen. Davon wollen nun Teile der Industrie und High Tech Start Ups mit der Unterstützung mancher Behörden abweichen. Das ist ein absoluter Irrweg! Der Wert, den die Piloten im System Flugsicherheit bringen, soll wirtschaftlichen Themen untergeordnet werden. Dabei greifen Piloten bei Systemfehlverhalten permanent - das heißt bei quasi jedem Flug - ein und garantieren letztendlich 99,99999999 Prozent Sicherheit in der Flugdurchführung. Dieses millionenfache kreative Eingreifen ist unersetzlich.

Es lässt sich momentan zweifelsfrei festhalten: Reduced Crew Operations können nicht dasselbe Level an Flugsicherheit aufrechterhalten wie der bewährte Betrieb mit mindestens zwei Crew Members im Cockpit. Die fehlende Redundanz bei nur einer Person auf dem Flight Deck kann derzeit keine Technik der Welt ersetzen - und keine Technik der Welt hat jemals fehlerfrei funktioniert. Ganz im Gegenteil hat die Technik manchmal sogar verhindert, dass Piloten eingreifen und Schlimmeres verhindern konnten. Daher darf man nicht dem Irrglauben erliegen, dass Technik Piloten ersetzen kann. Bestmöglich unterstützen ja - aber immer gemanagt von mindestens 2 gut ausgebildeten Piloten. Das muss auch im Cockpit der Zukunft so bleiben.

Daher müssen Gesellschaft, Industrie, Regulierungsbehörden und Politik sich klar zum bewährten Sicherheitssystem im Luftverkehr mit Piloten im Cockpit bekennen, damit auch in Zukunft technisches Fehlverhalten abgefangen wird.

Eine versteckte Personalkosten-/ Effizienzdiskussion darf die reisende Gesellschaft nicht Industrielobbyisten und gewählten Politikern überlassen. Die reisende Gesellschaft hat ein Recht darauf, dass das bewährte Prinzip im Luftverkehr aufrechterhalten wird - Neue Technik soll genutzt werden, um das Sicherheitsniveau zu steigern!

Warum also aus wirtschaftlichen Gründen damit aufhören?