Mitgliedermagazin der Vereinigung Cockpit

Mit Cargo-Spirit zu neuen Rekorden… und dann?

Wer die Lufthansa-Berichterstattung verfolgt, der weiß, bei der LCAG durften zuletzt die Sektkorken knallen – Champagner ist in diesen Zeiten eher nicht drin. Leisten können hätte man sich den Champagner allemal: Mit sagenhaften 772 Millionen Euro wurde das bislang beste Ergebnis der Geschichte eingefahren. Warum? Klar hat das was mit der Krise zu tun, keine Frage. Doch die Gelegenheiten sind nur das eine – um sie zu nutzen bedarf es einer pragmatischen und hochgradig leistungsfähigen Mannschaft.

13.04.2021 Tarif von Dr. Marcel Gröls

© Felix Gottwald

Die „Cargonauten“ sind für ihren Spirit berühmt: Ohne viel Aufhebens um sich zu machen, gehen sie tatkräftig ans Werk und versorgen mal eben weltweit die Märkte mit dringend benötigten Waren.  Dieser Pragmatismus zeigte sich auch bei der Personalvertretung – Sebastian Baumgart und seine Mannschaft hatten für die Bedürfnisse des Arbeitgebers in diesen speziellen Zeiten immer ein Ohr und waren bemüht, passgenaue Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. 

Tit for Tat

Allerdings darf diese Tatkraft keine Einbahnstraße sein. Es kann nicht sein, dass der Konzern jederzeit die Tatkraft der Cargo abruft und in wohltönenden Worten den Cargo-Spirit lobt, dann aber Wachstum in anderen Unternehmen stattfinden lassen möchte. Im Klartext: Wie soll das bei den Kolleginnen und Kollegen eigentlich ankommen, wenn nach diesem hyper-erfolgreichen Jahr gleichwohl die untarifierte Aerologic wachsen soll? Wohlgemerkt – nichts gegen unsere Kolleginnen und Kollegen bei Aerologic. Doch hier will das Unternehmen wieder mal ein paar Euro sparen. Warum eigentlich? Waren die 772 Millionen nicht genug? Eines muss man sich klar machen: Die besondere Betriebskultur bei LCAG muss auch gepflegt werden und die Verantwortung hierfür liegt nicht zuletzt beim Unternehmen. Die reine Fokussierung auf die Personalkosten von Budget-Fanatikern ist ein völliger Irrweg. Ein Blick in andere Branchen zeigt es: Volkswagen, um ein Beispiel zu nennen, ist heute der erfolgreichste Autobauer der Welt. Sind die Löhne dort die niedrigsten? Davon ist der Konzern aus Wolfsburg weit entfernt. VW hat eine hochprofessionelle Mannschaft und weiß, dass Qualität – auch beim Personal – durchaus etwas kosten darf. Diese Erkenntnis würde ich mir häufiger auch beim Lufthansa-Management wünschen. 

Aufsichtsratswahlen stehen vor der Tür

Bei der Cargo stehen Anfang Mai Aufsichtsratswahlen an. Sind die wichtig? Um es mit einem Wort zu sagen: Ja. Die Wirkung des Aufsichtsrates ist eine zweifache: Erstens werden dort wegweisende Entscheidungen für ein Unternehmen getroffen. Harry Homeister als vom Konzern entsandter Aufsichtsratsvorsitzender soll sich hier mit unseren Ansprüchen auseinandersetzen. Klar kann die Kapitalseite die Arbeitnehmerseite im schlimmsten Fall überstimmen. In der Regel wird aber um einen einvernehmlichen Weg gerungen – dadurch gewinnen wir Einfluss auf Entscheidungen. Zweitens gibt es weitgehende Informationspflichten in dem Gremium. So wird durch den Gesetzgeber sichergestellt, dass auch die Arbeitnehmer rechtzeitig über relevante Informationen verfügen und danach handeln können. 

Bislang war die Arbeitnehmerseite lange Verdi-dominiert. Das ist ungünstig aus den verschiedensten Gründen. Dieses Jahr tritt VC-seitig eine Mannschaft an, die ganz bewusst das Geschehen bei der LCAG ganzheitlich betrachtet. Lösungen finden wir in solchen Zeiten nicht, indem wir nur auf die Bedürfnisse des Cockpits schauen. Echte Zusammenarbeit über alle Berufsgruppen hinweg ist das Gebot der Stunde. Auf der Arbeitnehmerliste treten Sebastian Baumgart und Oliver Löwe an, die als Ersatzkandidaten Markus Hufnagel und Maximilian Gumpelmayer mitbringen. Auf der „Gewerkschaftsliste“ treten ich selbst und Björn Reimer an. Was wir uns wünschen, wofür wir also stehen, kommt schon in unserem Listennamen zum Ausdruck: Freightdogs United! 

Freightdogs United! 

Wir müssen jetzt geeint zusammenstehen und vom Boden bis zum Cockpit für die gleichen Ziele einstehen: Wir erwarten Wertschätzung für die Leistung, die bei LCAG tagtäglich erbracht wird. Diese Anerkennung muss sich im Schutz der Stammbelegschaft widerspiegeln und darin, dass Wachstum genau hier stattfindet. Außerdem muss die Betriebskultur geschützt und gepflegt werden und das muss sich konsequent in den Entscheidungen des Managements widerspiegeln. Auch dazu ist der Aufsichtsrat da: Das Management konstruktiv begleiten und auf die Einhaltung übergeordneter Ziele bestehen.