Mitgliedermagazin der Vereinigung Cockpit

EASA–FAA International Aviation Safety Conference 2023: "The path to the future: safety and sustainability first"

Vom 13.-15. Juni 2023 fand die EASA – FAA International Aviation Safety Conference 2023 in Köln statt. VC-seitig nahmen Dr. Daniel Schaad (Leiter Flight Safety), Johannes Bade (Referent Internationale Beziehungen) und Cpt. Tanja Harter (ECA Technical Affairs Director) an der dreitägigen Veranstaltung teil. Auf der diesjährigen Konferenz kamen hochrangige Luftfahrtexperten von Regulierungsbehörden, Herstellern, Fluggesellschaften und Verbänden aus der ganzen Welt zusammen, um Themen der globalen Luftfahrtsicherheit und Nachhaltigkeit aus der Perspektive der Regulierungsbehörden und der Industrie zu diskutieren. Die EASA – FAA International Aviation Safety Conference 2023 wurde dieses Jahr von den Fragen „wie können wir den Weg in die Zukunft gestalten“ – „wie können wir Sicherheit unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit gewährleisten“ und „welche Maßnahmen ergreifen wir, um ein sicheres, modernes und nachhaltiges Luftfahrtsystem zu verwalten und weiterzuentwickeln“ geprägt.

19.06.2023 Flight Safety von Dr. Daniel Schaad (Technical Director Flight Safety), Johannes Bade (Referent Internationales)

Dr. Daniel Schaad, Tanja Harter, Johannes Bade (v.l.n.r)

Der erste Tag der Konferenz begann mit der Eröffnung durch Patrick Ky (Executive Director, EASA). Der Fokus der Konferenz lag auf dem Thema „Safety und Sustainability“. In diesem Zusammenhang gaben Patrick Ky und David Boulter (Acting Associate Administrator for Aviation Safety, FAA) jeweils ein Update aus Europa bzw. den USA. Weiter war der erste Tag von einer Podiumsdiskussion zum Thema „Safe Sustainability or how to manage aviation`s coexistence with other societal priorities/need“ und einem Flash Talk von Alastair McIntosh (CTO Lilium) geprägt. Während der Veranstaltung und auch am Abend ergaben sich viele Möglichkeiten, um sich mit Regulierungsbehörden, Herstellern und anderen Verbänden auszutauschen.

Der Themenbereich „Adressing Challenges“ begann an Tag 2 mit einem Überblick von Brandon Roberts (Executive Director, Office of Rulemaking, Aviation Safety, FAA) zur regulatorischen Landschaft in den USA. Er betonte die Komplexität und Langwierigkeit des FAA Gesetzgebungsverfahren. Die erste Podiumsdiskussion an Tag 2 trug den Titel „Certification Requirements For Innovation - Bringing Innovation To Market”. Hierbei erörterten die Diskussionsteilnehmer wie man durch die Nutzung bestehender Standards und durch Partnerschaften mit Forschungsorganisationen innovative Technologien und Produkte auf den Markt bringen kann und wie die Zukunft für Technologie und Zertifizierungsnormen aussieht. Außerdem wurde über die Frage, wie Zertifizierung Marktinnovation behindert und/oder fördert diskutiert. Hierbei wurde immer wieder die enge Kooperation von Behörden und Industrie betont und dass beim Thema Safety unter keinen Umständen Kompromisse eingegangen werden dürfen.

In der zweiten und parallelen Podiumsdiskussion mit dem Titel „Safety Trends and Risk Analysis“ ging es um die Frage wie (z.T. schleichende) Entwicklungen (Stichwort „weak signals“) im Safety Bereich Eingang finden in regulative Prozesse. Hierzu wurden Erfahrungen auf beiden Seiten des Atlantiks miteinander verglichen und auch die Stakeholder Perspektive (Flugzeughersteller und -betreiber) berücksichtigt. Tenor war hier, ein smarteres Sammeln von Daten, auch ggf. mithilfe von KI anzustreben und Lösungen nicht nur in der Quantität von Datenerhebungen zu sehen. Auch wurde diskutiert, wie der Austausch mithilfe von „Safety Data Exchange Programs“ zwischen FAA und EASA weiter verbessert werden kann.

Weiter gab Rachel Daeschler (Certification Director, EASA) am ersten Tag einen Überblick über den Bereich „Data Communication“. Sie berichtete über die aktuelle Landschaft und gab einen Ausblick darüber, wie in naher Zukunft die Datenkommunikation zwischen den einzelnen Teilnehmern im zivilen Luftverkehr aussehen wird. U.a. erwähnte sie die vereinbarten Ziele für die Flugzeugausrüstung (B2, IPS) und dass der Boden zur Unterstützung verschiedener Flugzeugkonfigurationen (OSI, IPS, ACARS) während der „transition phase“ erforderlich sei. Zudem betonte sie, dass die aktuelle „hyperconncted“ ATM Technology dringend weiterentwickelt werden müsse und die C-Band-Lösung weiter geprüft und entwickelt werden soll, um die C2-Verbindung für einige autonome Anwendungen zu unterstützen.

Während einer dritten Podiumsdiskussion wurde über die betrieblichen Aspekte von eVTOL und anderen innovativen Luftfahrzeugen diskutiert. In diesem Zusammenhang haben die einzelnen Regulierungsbehörden und Hersteller ein Update zu Zulassungen von eVTOL gegeben und davon gesprochen, wie derzeit eine „neue Gesellschaft“ designed wird. Von Herstellerseite wurde hervorgehoben, dass das Training für eVTOL Piloten derzeit noch ein Problem darstelle, jedoch unabdingbar sei.

Im vierten Panel mit dem Titel „Digitalisation – Challenges and Opportunities“ ging es um die Chancen und Risiken im Bereich der Digitalisierung. Es wurde schnell klar, dass die Luftfahrt im Bereich der Digitalisierung Nachholbedarf hat und von einer früheren „Lead Industry“ aufgrund komplexer und langwieriger Zulassungsverfahren zu einer eher digital rückständigen Branche geworden ist. Zugleich wurden die Potenziale von Datenerhebungen und KI-basierter Datenanalyse hervorgehoben, und auch abseits der unmittelbaren Cockpit-Prozesse auf Möglichkeiten weiterer Digitalisierung hingewiesen. So ist der Dispatch Bereich beispielsweise ein Bereich in dem KI-basierte Algorithmen denkbar wären. Auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf behördliche Aufsichtsfunktionen und neue Anforderungen an Zertifizierung und Auditorentraining wurden diskutiert.

Darüber hinaus fand eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Evolution of Certification and Flight Crew Operations“ statt an der auch unser VC Mitglied Cpt. Tanja Harter als ECA Technical Affairs Director teilnahm. Die Diskussionsteilnehmer erörterten, wie sich die Entwicklung der Technologie auf die Ausbildung und Zertifizierung von Pilotinnen und Piloten im Umfeld einer Flugbesatzung auswirkt. Außerdem wurde die Frage diskutiert, ob sich die traditionelle Pilotenausbildung und -zertifizierung geändert werden muss, wenn modernere Flugzeuge entwickelt werden. Weiterhin war Teil der Diskussion die Fragestellung, wie sich die Fähigkeiten eines Flugzeugs auf die Arbeitsbelastung der Besatzung auswirken und wie diese es den Herstellern ermöglichen sollen, Flugzeuge mit reduzierter Besatzung einzuführen. Cpt. Tanja Harter erläuterte in diesem Zusammenhang, wie menschliche Faktoren Einfluss auf den sicheren Betrieb der hochentwickelten Flugzeuge beeinflussen werden.

Im Anschluss gab Sebnem Erzan (Head of Travel Sustainability & Transport, Global Partnerships, Google) einen Überblick darüber, wie Reiseanbieter im Sinne der Transparenz Flugzeugemmissionen für Passagiere offenlegen. Anschließend fand eine Podiumsdiskussion zum Thema Susatinable Aviation Fuels (SAF) statt. Die Teilnehmer erörterten die verschiedenen regulatorischen Maßnahmen aus den USA und der EU und wie die Verfügbarkeit und der breitere Einsatz von SAF unterstützt werden kann.

Bevor Patrick Ky in seiner Abschlussrede die Konferenz unter dem Motto „Our path to Safety and Sustainability“ beendete, fanden am letzten Tag Präsentationen zu den technischen Themen „Electric and Hybrid Propulsion - a bridging Technology“ und „SMS implementation in design and manufacturing“ statt. Die nächste EASA – FAA International Aviation Safety Conference wird 2024 in Washington, USA stattfinden.