Startschwierigkeiten und ein entscheidender Satz beim Lachsfischen
Dabei sah anfangs vieles nicht ganz so rosig aus für die 747: Boeing hatte 1965 gerade einen Wettbewerb um den Auftrag für ein militärisches Großraumtransportflugzeug bis dato ungekannter Größe gegen den Konkurrenten Lockheed verloren, wollte die Konstruktionspläne aber gerne wiederverwenden, als Pan American Airlines unter ihrem legendären Chef Juan Trippe Interesse an einem Nachfolger des Jet-Pioniers 707 anmeldete und dabei gerne die doppelte Größe des Vorgängermusters haben wollte.
Darüber hinaus kam es während eines gemeinsamen Ausflugs zum Lachsfischen zu dem beinahe epischen Dialog zwischen Trippe und dem damaligen Boeing Chef William Allen, bei dem der Pan Am Chef sagte: "You build it, I’ll buy it“ und promt von Allen die Antwort bekam: "I’ll build it if you buy it“. Das war der Startschuss für ein revolutionäres Flugzeug, das zur Ikone der modernen Luftfahrt werden sollte.
Viele Versionen
Die Boeing 747 hat im Laufe der Jahre viele Versionen hervorgebracht, dabei aber nie ihr charakteristisches Erscheinungsbild durch den berühmten Oberdeck-Buckel verloren. So war die Ursprungsversion -100 anfangs von großen Triebwerksproblemen geplagt, die sich erst mit der -200 und ihrer größeren Leistung und Startmasse verbesserten. Die -300 hatte dann bereits ein gestrecktes Oberdeck und mit der -400, dem bis heute erfolgreichsten Muster, hielt schließlich das Zeitalter des Zwei-Personen-Cockpits beim Jumbo Einzug, da durch ein „Glascockpit“ auf den Bordingenieur verzichtet werden konnte.
Eine späte Krönung des 747-Stammbaums kam 2011 in Form der von 70 auf rund 76 Meter gestreckten 747-8, deren Tragflächen und Systeme komplett überarbeitet und modernisiert wurden und die besonders in ihrer Frachtversion neue Bestellungen verbuchen konnte. Auch zu erwähnen ist die ab 1975 in geringer Stückzahl von nur 45 Exemplaren gebaute SP (Special Performance)-Version, die mit einem auf 56 Meter gekürzten Rumpf und einer Reichweite von mehr als 8000 nautischen Meilen für die Ultralangstrecke ausgelegt war. Erwähnenswert ist auch die Version -300SR (Short Range), die als großvolumiges Kurzstreckenflugzeug für den stark frequentierten innerjapanischen Markt konstruiert wurde und bis zu 624 Passagiere aufnehmen konnte.
Ende einer Ära
Mit der Produktion des letzten Jumbo-Jets in diesem Jahr schließt Boeing ein bemerkenswertes Kapitel der Luftfahrtgeschichte ab. Obwohl die Boeing 747 noch lange nicht ihren Platz am Himmel räumt und uns gerade im Frachtbereich sicherlich noch viele Jahre erhalten bleibt, geht dennoch mit dem Produktionsende des Vierstrahlers auch eine Ära der Luftfahrtgeschichte zu Ende. Dabei ist eines sicher: Die „Queen“, wie sie mit Anspielung auf den inoffiziellen Titel „Königin der Lüfte“ häufig liebevoll genannt wird, geht als Meilenstein der Ingenieurskunst und des Fortschritts in die Annalen der Luftfahrt ein.
Insgesamt hinterlässt die Boeing 747 ein Vermächtnis, das weit über ihre beeindruckenden technischen Merkmale hinausgeht. Sie verkörpert den Geist menschlichen Strebens nach Fortschritt, indem sie die Grenzen der Innovation in der Luftfahrt immer wieder erweitert hat.
Die neue Zeit der Zweistrahler
Im ersten Jahrzehnt der 747 waren Drei- und Vierstrahler die unangefochtenen „Herrscher“ über die Langstrecke, insbesondere bei ozeanischen Routen, da hier die Verlässlichkeit zweier Triebwerke noch nicht ausreichend war. Das änderte sich spätestens in den frühen 1980er Jahren durch eine Entwicklung, die unter dem Stichwort ETOPS (Extended Range Twin Engine Operations) bekannt ist und welche die Möglichkeiten des Einsatzes von Zweistrahlern fernab von Ausweichflughäfen immer weiter ausdehnte. Wer heute an den Himmel über dem Nordatlantik schaut, sieht hauptsächlich zweistrahlige Flugzeuge, wie jene der Airbus A330er-Familie sowie Boeing 767/777/787 und neuerdings auch vermehrt „narrow body“-Flieger mit hoher Reichweite wie die 737MAX, den A321LR/XLR, usw. Hier macht sich die Effizienzfrage bemerkbar, die natürlich einem Zweistrahler deutliche Verbrauchs- und Emissionsvorteile gegenüber zusätzlichen Triebwerken einräumt.
Schwierige Zeiten also für den vierstrahligen Jumbo-Jet, ebenso wie für sein europäisches „Jumbo“ Pendant, dem A380, die beide höchstens noch mit ihrem enorm großen Transportvolumen punkten können. Und das rechnet sich im Falle der 747 heute am ehesten für Frachtfluggesellschaften.